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Überregulierung und Empörung

Die Mobilität in Städten wandelt sich und Deutschland reguliert sich zugrunde. So kann man die Debatte um die E-Scooter auf Deutschlands Straßen zusammenfassen. Eigentlich ist es wie immer: Etwas Neues kommt und die Menschheit flippt aus und fürchtet sich vor dem, was dieser Wandel mit sich bringt. Wie sagte Henry Ford so schön:

Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.“

Henry Ford

Jetzt mag man denken, die Menschen sind sensibel geworden und schneller empört als früher. Ein Tagesschaubeitrag von 1977 zeigt schön, dass es schon immer so war.

Das Gleiche geschieht auch, wenn man Menschen mit einer Gurtpflicht vor ihrem eigenen Tod schützen möchte. Es wirkt, als ob man dem „mündigen“ Bürger die Hälfte des Gehaltes wegnehmen möchte. Hierzu gibt es historisches Filmmaterial mit wirklich herausragend haarsträubenden Statements der Autofahrer aus dem Jahre 1976

Und Ähnliches geschieht derzeit bei der Debatte um die E-Scooter. Kaum sind die Geräte in Städten zu mieten, steigen die Meldungen zu Unfällen, es werden absurde Regulierungen gefordert und Fahrverbotszonen ausgezeichnet. Man stelle sich vor, jeder Fahrradunfall wäre eine Meldung wert. Ganz zu schweigen vom empörten Bürger, der sich von den Geräten bedroht fühlt.

Was man nicht leugnen kann und darf, ist die Tatsache, dass viele Menschen mit dem Mietroller umgehen, als sei es ein stück Dreck. Sie werden ohne Hirn und Verstand irgendwo mitten auf Radwegen und Straßen abgestellt. Daran ist „natürlich“ der Anbieter dieser Geräte schuld. Leider gilt bei den E-Scooter das gleiche, wie bei Mietwagen, Leihfahrrädern und allem, was ein Mensch nicht selbst besitzt: „Nach mir die Sinnflut!“. Das ist und bleibt ein gesellschaftliches Problem. Diesem Herrn zu werden, ist schier unmöglich.

Aber zurück zu den Rollern. Das Thema eignet sich bestens, um das Sommerloch zu stopfen. Politiker fordern Helmpflicht und eine Null Promille Grenze. Nur für die Roller. Mit dem Rad oder einem Auto darf ich mit 0,5 Promille durch die Stadt fahren. Ich habe ja einen Gurt angelegt!

In Mainz wurden im August 2019 die ersten Mietroller eingeführt. Die Stadt Mainz reagierte sofort und hat absurde Fahrverbotszonen ausgewiesen. Es werden auch Radwege verboten. Mir persönlich ist es eigentlich egal, was mich umfährt. Könnte ich mir es aussuchen, würde ich den 20 km/h schnellen E-Scooter bevorzugen ggü. dem 30 – 40 km/h schnellen E-Bike (wie war das mit der Helmpflicht für Fahrradfahrer?).

Bei der Diskussion muss man die Kirche mal im Dorf lassen. Klar, die wild abgestellten Leihgeräte können zum Problem werden. Hier wäre eine Lösung wie bei Mieträdern mit festen Abstellorten ggf. sinnvoll. Schaut man sich jedoch mal die Bahnhofsvorplätze oder andere stark frequentierte Bereiche an, sieht man viele wirklich unschön abgestellte Fahrräder. Nur weil diese in Privatbesitz sind, ist das okay? Wir sind ganz am Anfang im Wandel der urbanen Mobilität. Und Deutschland muss aufpassen, dass der moderne Wandel nicht wieder im Keim erstickt wird. Henry Ford hat es ganz schön auf den Punkt gebracht:

„Es hängt von dir selbst ab, ob du das neue Jahr als Bremse oder als Motor benutzen willst.“

Henry Ford

Photo by Mika Baumeister on Unsplash


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Veröffentlicht in Leben

Ein Kommentar

  1. […] erklären und verstehen. Das fängt bei der Auseinandersetzung mit New Work an, geht über die Überdramatisierung der eScooter bis hin zu 5G. Persönliche Geschichten, die ich schon immer mal in Text fassen wollte, kommen auch […]

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