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Elektromobilität – Ja, aber…

Meine Heimat ist auf dem Land. Ich fahre täglich 30 km zur Arbeitsstätte und 30 km wieder nach Hause. Eine Strecke dauert mit dem Auto ca. 25-30 Minuten. Klar, es gibt Tage, da ist mehr Verkehr, die halten sich glücklicherweise in Grenzen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dauert eine Strecke rund 60 Minuten – von zu Hause zum Bahnhof, dann zum Zielbahnhof und schließlich noch mit dem Bus zum Büro. Somit ist für mich das Auto alternativlos. Momentan fahre ich einen Diesel, da das wirtschaftlich die beste Alternative ist. Ich würde sehr gerne ein KFZ mit Elektroantrieb für die Pendelei anschaffen, doch ergeben sich hierbei einige, nicht unerhebliche Herausforderungen.

Aufgrund der berechtigten Panik bei allen Automobilbauern, ist die Palette der angebotenen Fahrzeuge nicht mehr das Hauptproblem. Man muss keinen Tesla oder Elektropanzer von Audi kaufen. Es gibt vernünftige Alternativen von Renault, Nissan oder Opel (und viele mehr…). Die Reichweiten von etwas über 300 km ist mehr als ausreichend. Dabei gilt es zu bedenken, das ein Elektrofahrzeug eine andere Nutzung erfordert als bspw. ein Benziner. Leer fahren eines Tanks ist eher unüblich. Es wird davon ausgegangen, dass das Auto mit mindestens 80 % Akkuladung vor der Türe steht. Damit sind zum Pendeln 300 km wirklich ausreichend.

Die für mich größere Herausforderung ist die derzeit verfügbare Infrastruktur zum Laden eines Elektrofahrzeugs. Hier auf dem Land ist die öffentliche Ladeinfrastruktur, na ja, sagen wir mal – suboptimal. Die nächstgelegene Ladesäule ist etwa 500m vom Wohnhaus entfernt. Insgesamt ist die Verfügbarkeit nicht gerade flächendeckend. Ich besitze ein Haus mit zugehöriger Garage. Jetzt kann man sagen, ich kann mir einfach eine Wallbox in die Garage installieren lassen und habe Ruhe. Leider ist es nicht ganz so einfach. Die Garage gehört zu einem Garagenhof mit vielen unterschiedlichen Besitzern und hat derzeit keinen Stromanschluss. Für eine vernünftige Nutzung mit Wallbox müsste eine 400 V Zuleitung verlegt werden. Die Leistung einer Wallbox sollte man mindestens mit 11 kW planen, da die Ladezeiten sonst größer als zehn Stunden sein können. Über den Garagenhof, eine Einfahrt und mit nicht unerheblichen baulichen Maßnahmen seitens der Versorger. Wenn nur ein weiterer Besitzer einer Garage Einspruch einlegt, ist das Projekt im Keim erstickt. Abgesehen von den Kosten, an denen ich mich höchstwahrscheinlich beteiligen muss. Ansonsten gibt es keine Möglichkeit für mich auf meinem Grundstück das Auto zu parken und zu laden. Alles andere ist öffentlicher Raum und da darf ich, meines Wissens nach, keine eigene Ladeinfrastruktur aufbauen.

Wie gerne würde ich mich dem Wandel in der Mobilität anschließen, aber es scheitert vor allem hier auf dem Land an der notwendigen Infrastruktur, die mir Tankstellen und der Verbrenner derzeit noch gewährleisten. Vor dem Problem stehen noch viele weitere Menschen in Deutschland. Nur wenige Wohnhäuser sind so geplant, dass sie mühelos die Umbauten/Erweiterungen ermöglichen. Ganz zu schweigen von Mehrfamilienhäusern. Evtl. existieren noch Lösungsmöglichkeiten, die ich nicht bedacht habe. Doch bin ich derzeit wenig optimistisch, dass sich diese Situation schnell ändert.

Photo by Vlad Tchompalov on Unsplash


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Veröffentlicht in Leben Wissenswertes

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