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Meinst du echt, ich sollte..?

Des Öfteren werde ich gefragt, ob man als zurückhaltender Mensch auch auf Konferenzen sprechen kann und sollte.

Für meine Antwort möchte es etwas weiter ausholen.


Seit 1992 mache ich Musik. Ich spiele Bass und liebe es auf einer Bühne zu stehen und Menschen zu unterhalten. Irgendwann 2011 habe ich beschlossen, auf Konferenzen zu sprechen — ebenfalls wegen dem Gefühl auf der Bühne zu sein. Ich versuche Menschen zu inspirieren oder mir wichtige Themen zu vermitteln. Das macht mir Spaß. Es mag den Anschein machen, dass ich gerne im Mittelpunkt stehe, ein Talent für Kommunikation und Smalltalk habe.

Weit gefehlt. Netzwerken ist für mich ein notwendiges Übel. Smalltalk eine für mich anstrengende Disziplin, die mich viel Überwindung kostet.

Wenn ich in einen Raum mit mir unbekannten Menschen komme, hoffe ich, dass ich mich erst einmal in aller Ruhe umschauen kann. Ich möchte nicht angesprochen werden. Smalltalk? Ungern, nur wenn es wirklich sein muss. Mit Worten umgehen kann ich, so ist das nicht. Es braucht eine gewisse Vertrautheit, bis ich es gerne mache und mich sicher fühle. Mit mir vertrauten Menschen mache ich das sehr gerne und kommuniziere offen.

Ziehe ich mich in den Raum der geschriebenen Worte zurück — sprich: Chats oder E-Mails — sieht die Sache wieder ganz anders aus. Irgendwas gibt mir hier die Sicherheit, sodass ich kommunizieren kann. Wahrscheinlich die Sicherheit, nicht all zu viel dummes Zeug zu sagen 😉 Aber auch das passiert mir beim geschrieben Wort.


Die Frage ist, ob das gut oder schlecht ist.

Zieht man hier Kommunikationsexperten zu rate, wird schnell gesagt: „Das kann man lernen!“ Aber was, wenn man das nicht möchte? Für mich funktioniert das gut. Nur weil ich punktuell und in von mir kontrollierbaren Situationen gerne im Mittelpunkt stehe, heißt das nicht, dass man im gesamten Leben diese Person ist und sein möchte. Bei der Musik geht es nicht um mich. Auf Konferenzen ebenfalls nicht. Es geht um den Song, das Session-Thema. Der Vortragende ist erst einmal zweitrangig.

In dem Buch „Die 4-Stunden-Woche“ beschreibt Tim Ferriss einige Aufgaben, mit denen man lernen soll genau diese Dinge zu überwinden. Unter anderen damit, dass man sich einfach mal auf einem belebten Ort auf den Boden legen soll. Es wird niemand interessieren, so die Theorie. Bekannte haben es gemacht und dies bestätigt. In meinem Leben habe ich schon viel „Scheiß“ gemacht, aber das? Nein, danke!

Eine weitere Aufgabe ist, einfach mal Menschen nach ihrer Telefonnummer zu fragen. Für mich ist das auch schon bei mir vertrauten Menschen ein Schritt, der mir zu weit in die Privatsphäre geht. So etwas muss sich, meiner Meinung nach, ergeben. Damit bin ich im Leben bisher sehr gut gefahren. Möchte selbst nicht von wildfremden Menschen nach meiner Nummer gefragt werden.


Die Frage, ob jemand, der gerne Vorträge hält, auf Bühnen steht und Kommuniziert, auch außerhalb ein kommunikativer und geselliger Mensch sein muss? Meine Antwort ist: Nein.

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich liebe es mit Menschen zu arbeiten. Wenn ich die Menschen kenne, unterhalte ich mich sehr gerne mit ihnen. Habe viel Spaß, auch am gesprochenen Wort. Aber derjenige zu sein, ein Smalltalk anzufangen, auf fremde zugehen und zu reden? Nicht meine Welt — muss es auch nicht. Und genau das ist meine Antwort auf die Frage:

Meinst du, ich kann als zurückhaltender Mensch auch Vorträge einreichen und halten? Ja, mache ich auch.


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Veröffentlicht in Leben

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