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Und, wie war die Woche? #7

Seitdem ich ins Berufsleben eingestiegen bin, arbeite ich in Unternehmen, die überwiegend als Dienstleister wahrgenommen werden. Von Agenturen bis hin zu Beratungsunternehmen. Ein kurzer, aber genialer und intensiver Ausflug in die Spieleentwicklung sei hierbei mal vernachlässigt. Ich bewege mich schon immer im Umfeld der Web-Entwicklung und in diesem Zuge im Agenturumfeld. Das klassische Geschäftsmodell ist Geld gegen Menschen. Kunden wünschen sich einen Experten, eine Beratung oder eine effiziente Umsetzung. Daran ist nichts Verwerfliches.

Dennoch habe ich in den letzten Jahren das Gefühl, Agenturen werden als Betrüger wahrgenommen, die mit den Aufwänden tricksen und scheinbar vorsätzlich betrügen. Dabei möchte ich nicht ausschließen, dass das in den Anfängen der Agenturen auch mal geschehen ist. Wahrscheinlich wurde das technologische Unwissen gezielt ausgenutzt. Heute ist es so, dass egal wie günstig ein Projekt angeboten wird, der Tagessatz wird kritisiert oder die vermeintlichen Aufwände sind zu hoch. Prinzipiell herrscht der Glaube, ein Projekt muss exakt auf den Tag geschätzt sein. Mit allen Änderungen, die im Verlauf geschehen.

Agilität soll das verhindern. Ein Team wird angeboten, für einen bestimmten Zeitraum. In diesem Zeitraum wird das Bestmögliche für den Kunden im Einklang umgesetzt und die Kosten sind jederzeit klar. Was im ersten Schritt logisch klingt, sorgt bei vielen Einkäufern für entsetzen. Man möchte eine detaillierte Aufschlüsselung der Lieferung. Im Pitch sucht man die besten der Besten, um am Ende nur anhand des Preises den Sieger zu küren. Kompetenz ist oft zweitrangig. Am Ende kauft man zweimal. Wobei der Zweite damit leben muss, dass ein Großteil des Geldes schon beim Ersten versenkt wurde.

Schlangenöl! Jetzt zugreifen!

In all den Jahren bekomme ich immer wieder das Gefühl vermittelt, ein moderner Wegelagerer zu sein. Ein fliegender Kaufmann, der literweise Schlangenöl unter das Volk bringen möchte. Einschätzungen von erfahrenen Entwicklern werden als viel zu hoch und komplex angesehen, weil ein Ansprechpartner auch schon selbst mal eine Webseite erstellt hat. Das war ganz einfach.

Generell begrüße ich Menschen auf Kundenseite, die ein Verständnis von dem haben, was wir tun. Leider fehlt meist der Blick für die Komplexität im Hintergrund.

Natürlich verstehe ich, dass auch Kunden Einschränkungen im Budget haben. Aber ist es nicht wie beim Kauf eines Autos? Wenn ich mir nur einen Renault Zoe leisten kann, werde ich kein Tesla Model S bekommen. Mein Budget bestimmt, was ich haben kann. Nicht mein Wunsch.

Es gibt auch andere, die ganz klar vorgeben, wie viel sie ausgeben können und wollen. Damit kann man planen. Anhand der Anforderungen kann ein schlagkräftiges Team zusammengestellt werden und mit dem Kunden gemeinsam die Dinge umsetzen, die wirklich gewünscht und wichtig sind. Agilität ick hör‘ dir trapsen! Das ist kein Allheilmittel. Das gibt es leider nicht. Vielmehr muss mit jedem Kunden ein Zusammenarbeitsmodell gefunden werden, bei dem alle am Ende zufrieden sind. Letztlich darf sich niemand darüber freuen, den anderen so richtig ausgequetscht zu haben. Vielmehr müssen alle Projektbeteiligten stolz auf ihre Leistung und das fertige Produkt sein. Nur so kann etwas Gutes im geplanten Preisrahmen entstehen.

Seit mehr als 20 Jahren habe ich genau diesen Traum. Manchmal wird er annähernd erfüllt, manchmal kommt man sich vor wie in den Anfängen der Branche. Aber ich verliere noch nicht die Hoffnung auf Besserung.

In diesem Sinne, bis nächste Woche!


Photo by CRYSTALWEED cannabis on Unsplash


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Veröffentlicht in Allgemein Die Woche

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