Es wird ungemütlich draußen, die Nächte immer kürzer, bunte Blätter fallen von den Bäumen und die Temperaturen sinken. Zusammengefasst: schmuddeliges Herbstwetter. Feuchte Kälte zieht in die Knochen. Damit ist die Zeit für Erkältungen gestartet. War man letztes Jahr noch relativ gut geschützt, weil alle ihren Mund-Nasen-Schutz getragen haben, ist es dieses Jahr um ein vielfaches wahrscheinlicher, sich etwas einzufangen. Veranstaltungen mit vielen Menschen finden statt. Drinnen, wie draußen. Natürlich 2G, respektive 3G. Was soll schiefgehen?
Am Dienstag bemerkte ich den Anflug eines leichten Schnupfens. Im Laufe des Tages wird es schlimmer. Die oft zitierte Dunstglocke breitet sich um den Kopf aus. Matschiges Gefühl, Husten und Müdigkeit gesellen sich dazu.
Vor Corona hat man sich hingelegt, ausgeruht und gut war. Heute überlegt man zunächst, wo war ich? Wer könnte mich angesteckt haben? Was, wenn es DIESE Krankheit ist? Ich bin doch geimpft? Wo soll ich mich erkältet haben? Muss Corona sein! Erkältungen sind wie selbstverständlich ausgeschlossen.
Zu Hause liegen Antigen-Schnelltests so selbstverständlich bereit wie Toilettenpapier. Um sicherzugehen und vor allem um die überwiegend schutzlosen Kinder zu schützen, wird bei jedem Anzeichen einer Erkältung einen Schnelltest durchgeführt. Bei mir ist er negativ. Puh, noch mal Glück gehabt!
Unendlich dumm
Es ist schon verrückt, was Corona so bewirkt. Diese unterschwellige Angst, doch noch Opfer des Virus zu werden. Vor allem aber hat Corona ganz deutlich gezeigt, dass die Menschheit es nicht hinbekommt, gemeinsam eine komplexe Herausforderung zu meistern. Mir wird klar, dass Einstein recht hatte, wenn er sagte, die Dummheit der Menschen ist unendlich.
Impfgegner, privilegierte Fußballer oder Schauspieler, die trotz aller Regeln ungeimpft alles dürfen. Man stelle sich vor: In einem Stadion gilt ausschließlich 2G für Zuschauer, die Akteure hingegen sind zum Teil nicht geimpft.
Menschen, die voller Überzeugung Epidemiologen widersprechen. Immerhin haben sie mal ein YouTube-Video darüber geschaut. Es wird von Langzeitfolgen fabuliert, ohne verstanden zu haben, was das überhaupt ist. „Ist bestimmt wie Erkältungen oder eine Grippe!“
Meiner Meinung nach wurde viel zu wenig Aufklärungsarbeit geleistet. Dazu gehören Themen, wie Langzeitfolgen von Impfungen, die eben nicht auf Jahre gerechnet werden, sondern eher auf Monate. Natürlich gibt es dazu schon Erfahrungen.
Oder die Tatsache, dass Geimpfte sehr wohl das Virus übertragen können. Hat auch nie einer bestritten, erklärt aber auch nicht wirklich. Wer geimpft ist, durchlebt keinen schweren Verlauf und stirbt auch weniger wahrscheinlich. Dass die Anzahl von Impfdurchbrüchen mit steigender Anzahl von Impfungen größer wird, ist eine einfache Rechnung. Eigentlich.
Wir haben wieder einmal Inzidenzen jenseits von Gut und Böse. Da hilft es auch nicht, dass andere Kennzahlen zur Grundlage von Maßnahmen hinzugezogen werden. Die vierte Welle ist da.
Gefährdet ist die Altersgruppe der Kinder von 0 bis 12 Jahren. Ironischerweise die, die durch erhebliche Einschränkungen ermöglicht haben, dass ältere Menschen ihre Impfung bekommen konnten, ohne vorher zu erkranken oder gar zu sterben. Aus Dankbarkeit müssen sie jetzt damit leben, durchseucht zu werden. Denn keiner der Geimpften möchte auf seine Freiheit verzichten. Da ist sie wieder, die unendliche Dummheit. Man fabuliert von einem Freedom Day, als sei man ein Gefangener, der nichts durfte, eingesperrt in seinem Zuhause bei Wasser und Brot. Ich habe es nicht so empfunden.
Das Einzige, was helfen kann, ist eine Impfung bis eine höhere Impfquote als 66,6 % erreicht wird. Da kann man noch so neidisch auf Dänemark blicken. Dort haben sie übrigens eine Quote von über 75 %. Erreicht durch Aufklärung und weniger Aufgeregtheit. Vielleicht auch weniger Fußballer und Schauspieler, die sich als Epidemiologen aufspielen.
In diesem Sinne, bis nächste Woche!
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